„Du musst für dein Glück offen sein”

by Redaktion

LIFESTYLE | 19.11.2020

"DU MUSST FÜR DEIN GLÜCK OFFEN SEIN" - PETER MAFFAY

VON REDAKTION

Peter Maffay ist ein Phänomen: Die Rocklegende legt seit Jahrzehnten Nummer-eins-Alben hin und erfindet sich dabei immer wieder neu. Im exklusiven Interview verrät der Musiker, wie sein Urvertrauen in die eigenen Fähigkeiten entstand, welche Rituale ihn leiten und welchen Rat er seinem 15-jährigen Ich gern gegeben hätte.

SCHON MIT 14 WUSSTEN SIE, DASS SIE MUSIKER WERDEN WOLLEN. WEIL SIE ZU DER ZEIT IM PROBERAUM ALS IN DER SCHULE WAREN, MUSSTEN SIE DIESEN SOGAR VERLASSEN. WOHER NAHMEN SIE DEN MUT, ALLES AUF EINE KARTE ZU SETZEN?

Weil ich nicht wusste, was auf mich zukommen würde. (lacht) Nein, ich hatte einen so starken, emotionalen Wunsch in mir, der so massiv war, dass ich gesagt habe: Das muss ich einfach machen.

WELCHE VORSTELLUNG HATTEN SIE VOM MUSIKERDASEIN?

Ich versprach mir ein Leben, in dem ich komplett für mich verantwortlich und nicht ferngelenkt war, das war mir extrem wichtig. Ich stellte mir vor, dass ich viel reisen, tolle Menschen kennenlernen und an diesen Begegnungen wachsen würde. All das ist übrigens auch eingetreten.

DAS KLINGT NACH EINER MENGE URVERTRAUEN. WOHER HATTEN SIE DAS?

Es ist bestimmt eine Frage der Veranlagung, ob man dieses Urvertrauen hat. Bei mir hat es sicher auch etwas mit meiner Lebensgeschichte zu tun. Meine Eltern sind 1963 aus Rumänien unter sehr schwierigen Verhältnissen nach Deutschland ausgewandert. Wir haben eine Diktatur hinter uns gelassen und sind nach zwei Flugstunden in einer Demokratie angekommen. Das war ein Kulturschock für mich! Wir haben alles hinter uns gelassen, die Heimat, die Freunde und mussten ganz neu anfangen. Auf der Suche nach einem lebenswerten Leben haben wir fortan alle Antennen ausgefahren.

WAS MEINEN SIE DAMIT?

Meine Eltern haben mich so erzogen, dass man für sein Glück offen sein muss: Man muss offen auf andere zugehen. Denn nur über Begegnungen kann man reifen. Sie haben mich gelehrt, keine Angst zu haben, sondern meinen Möglichkeiten zu vertrauen. Und: Hindernisse sind dazu da, überwunden zu werden. Wahrscheinlich bin ich durch genau diese Erziehung zu meinem Urvertrauen gekommen, dass es sich irgendwie fügen wird. Aber wie gesagt: Man muss es wollen. Wenn man sich selbst nicht bewegt, kommt es auch zu keiner Begegnung. Man darf die Initiative nicht anderen überlassen, sondern muss selbst aktiv werden.

SIND SIE MANCHMAL ZU BEQUEM?

Bequemlichkeit ist oft ein Hindernis, welches sich schleichend in einen Lebensweg schiebt. Deswegen ist es auch so wichtig, sich immer wieder kritisch zu reflektieren: Bin ich noch auf dem Weg, den ich gehen will? Und bin ich noch derjenige, der ich sein will?

HABEN SIE RITUALE?

Ja, ich bete jeden Tag. Der Glaube ist Zuflucht in schwierigen Situationen. Auch echte Freunde und Familienangehörige sind ein wichtiges Korrektiv, um sich immer wieder selbst zu hinterfragen und daran zu wachsen.

WENN SIE IHREM 15-JÄHRIGEN ICH IN DER RÜCKSCHAU EINEN RAT GEBEN KÖNNTEN: WELCHER WÄRE DAS?

Es gibt da ein plattes Sprichwort, das aber sehr viel aussagt: „Wem alles zu viel ist, dem gelingt nichts.“ Betrachte also die Dinge, die auf dich zukommen, nicht als Belastung, sondern versuche sie als positive Herausforderung zu verstehen. Sei immer bereit, dich mit allen Dingen auseinanderzusetzen.

GIBT ES ETWAS, VOR DEM SIE ANGST HABEN?

Ja, dass ich das, was ich jetzt mache, irgendwann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr machen kann. Die Gesundheit ist ja das Kapital, von dem wir alle leben. Wenn das nicht mehr da ist, ist nichts mehr da. Weltlichen Güter helfen dann nicht mehr.

WAS TUN SIE ALLES FÜR IHRE GESUNDHEIT?

Ein gesundes, friedliches Umfeld ist unglaublich wichtig, damit man innerlich ausbalanciert ist. Ich bin also viel mit Menschen zusammen, die mir guttun. Stress, Hektik oder Aggression sind schädlich für die Gesundheit. Und daneben esse ich einigermaßen richtig, mein Gewicht hat sich in 30 Jahren nicht verändert, und mache jeden Tag Sport. Ich mache Krafttraining oder auch Fahrradtouren. Und wenn ich auf der Bühne stehe, ist das sowieso das beste Ganzkörpertraining.

APROPOS: DURCH CORONA KÖNNEN SIE MOMENTAN NICHT AUFTRETEN. WIE GEHEN SIE MIT DIESER SCHWIERIGEN SITUATION UM?

Das Ganze bereitet mir Sorge. Viele Existenzen sind gerade rund um die Musikbranche bedroht. Selbst wenn wir nächstes Jahr wieder auf Tour gehen können, könnte es sein, dass die Dienstleister, die wir brauchen, gar nicht mehr da sind. Also Busfahrer, Caterer, Logistiker oder auch Tonfirmen. Man könnte natürlich, was viele gerade tun, seine Aktivitäten komplett runterfahren und zum Beispiel für seine Mitarbeiter Kurzarbeit beantragen. Wir machen das bewusst nicht, denn ich glaube, dass es psychisch enorm belasten würde. Stattdessen arbeiten wir volle Kanne, um uns etwas einfallen zu lassen, um das zu kompensieren, was weggebrochen ist. Und man muss es mal so sehen: In den vergangenen Monaten sind viele neue Formate entstanden, wie beispielsweise unsere Serie Red Rooster TV bei Magenta TV und die Peter Maffay Radio Show bei Radio R.SA und als Podcast. Wir versuchen, uns nicht unterkriegen zu lassen!

TV- UND RADIO TIPP: PETER MAFFAY EMPFÄNGT JUDITH ZUM INTERVIEW

Judith Williams ist zu Gast in der „Peter Maffay Radio Show / Red Rooster TV!” In der Show verraten prominente Gäste ihre „Playlist des Lebens“: Welche zehn Songs haben sie geprägt? Klar, dass Peter Maffay – mit 19 Nummer-eins-Alben einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Rockmusiker – auch selbst zur Gitarre greift und mit Judith einen besonderen Titel singt. Die Radio Show findet ihr in der R.SA Radio App und auf www.petermaffayradioshow.de als Podcast zum Nachhören.

Gemeinsam besuchen Judith und Peter Maffay außerdem das Gut Dietlhofen und beweisen dort ihre Kochkünste in der Küche. Hier geht’s zur Megathek von Magenta, wo ihr die aktuelle Show sehen könnt: https://www.telekom.de/.../red-rooster-tv-by-peter-maffay.