Kein DHDL-Deal, aber ganz viel Support: Die Geschichte hinter „talking hands”

by Redaktion

BUSINESS | 25.10.2021

KEIN "DIE HÖHLE DER LÖWEN"- DEAL, ABER GANZ VIEL SUPPORT: DIE GESCHICHTE HINTER "TALKING HANDS"

VON REDAKTION

Maria Möller und Laura Mohn haben mit ihrem Start-up „talking hands” bei DHDL für einen historischen Moment gesorgt. Die Juroren sind zwar nicht als Investoren eingestiegen, aber Judith, Carsten Maschmeyer, Georg Kofler und Dagmar Wöhrl haben jeweils 10.000 Euro an sie gespendet. Was steckt hinter ihrer Geschäftsidee, die für Gänsehaut sorgte? Wir haben die beiden Gründerinnen getroffen.

WER HÄTTE GEDACHT, DASS EIN EINFACHES DAUMENKINO IN "DIE HÖHLE DER LÖWEN" FÜR SO VIELE EMOTIONEN SORGT? ERZÄHLT DOCH MAL, WAS ES MIT EUREM BUSINESS AUF SICH HAT!

Maria: Kurz gesagt wollen wir mit „talking hands” einen Beitrag zur Inklusion leisten: Dass also Kinder mit Lernschwierigkeiten nicht von der Gesellschaft ausgeschlossen werden und sich Kinder mit und ohne Behinderung im wahrsten Sinne des Wortes besser verstehen. Unser Mittel ist die Gebärden. Dafür haben wir ein Set aus 100 Daumenkinos produziert. In jedem wird ein Wort wie zum Beispiel „Ball”, „Mama” oder „lieb haben” gezeigt. Die Kinder lernen so spielerisch die Gebärden.

Laura: Wir haben beide Kommunikationsdesign studiert und die Daumenkinos waren meine Abschlussarbeit. Ich habe das Set dann einer Kita geschenkt und das Feedback war so gigantisch, dass es sich schnell herumgesprochen hat und andere Kitas auch Bedarf angemeldet haben. Zusammen mit Maria habe ich dann „talking hands” gegründet. Wir machen es beide in Vollzeit und haben noch große Pläne. Gerade haben wir auch eine App ins Leben gerufen, mit der man die Gebärden lernen kann. (Anm.d.Red.: siehe Info-Kasten)

HABT IHR EINEN BEZUG ZUM THEMA? WIE SEID IHR AUF DIE IDEE GEKOMMEN?

Laura: Ja, meine Schwester hat das Down-Syndrom und erst später als andere Kinder das Sprechen gelernt. Zu Hause haben wir uns mit ihr immer in Gebärden verständigt, was total prima klappte.

WO STEHT DEUTSCHLAND BEIM THEMA INKLUSION? WELCHE SCHULNOTE WÜRDET IHR VERGEBEN?

Laura: Eine 4 Minus, denke ich. Andere Länder sind da sooo viel weiter! In den USA zum Beispiel ist es normal, dass fast alle Kinder in der Grundschule die Gebärden lernen. Und in Europa ist zum Beispiel Holland ganz vorne mit dabei.

WORAN HAKT ES EURER MEINUNG NACH?

Laura: Auf Seiten der Erzieher in den Kindergärten gibt es oft Vorbehalte, weil sie Inklusion vor allem mit mehr Arbeit verbinden. Das lässt sich allerdings beheben, wenn der Staat das Geld bereitstellt und eine Kita so ausstattet, dass zum Beispiel auch Kinder im Rollstuhl sie besuchen können.

Maria: Und die Eltern von Kindern ohne Behinderung aben oftmals Sorge, dass ihre Kinder weniger lernen, wenn beeinträchtigte Kinder mit in der Gruppe sind. Aber das Gegenteil ist der Fall: Wir sehen, dass gerade ihr Sozialverhalten viel mehr geschult wird: Diese Kinder nehmen Rücksicht auf andere, sind empathisch und beziehen alle mit ein. Kinder haben ja ohnehin keine Hemmungen im Umgang mit Menschen mit Behinderung – das geht eher den Erwachsenen so.

NUN HABT IHR MIT EUREM START-UP BEI "DIE HÖHLE DER LÖWEN" FÜR EINEN PAUKENSCHLAG GESORGT. ALLE LÖWEN WAREN TOTAL BEGEISTERT VON EURER IDEE, WOLLTEN ABER NICHT INVESTIEREN. DAFÜR HABEN ABER JUDITH, CARSTEN MASCHMEYER, GEORG KOFLER UND DAGMAR WÖHRL JEWEILS 10.000 EURO AN EUCH GESPENDET. WART IHR TROTZDEM ENTTÄUSCHT, DASS ES NICHT ZUM DEAL KAM?

Maria: Wir konnten die Begründung schon verstehen, denn keiner hatte Kontakte in die Bildungswelt. Deswegen hätten sie uns gar nicht so helfen können wie sie es bei anderen Start-ups tun – wo es zum Beispiel darum geht, in den Handel zu kommen.

Laura: Wir haben uns aber umso mehr über die großzügige Spende gefreut. Das war der Wahnsinn! Judith kam nach der Aufzeichnung noch einmal zu uns und hat gesagt, wie toll sie unser Vorhaben findet. Das war total süß! Sie hat uns auch einen Video-Call angeboten, in dem sie uns noch Tipps zum Markenaufbau gibt. Das nehmen wir auf jeden Fall bald in Angriff.

WAS GENAU PASSIERT MIT DER SPENDE DER "LÖWEN"?

Jeder „Löwe” hat Daumenkinos im Wert von 10.000 Euro bei uns bestellt und spendet diese an Kitas. 16.000 Daumenkinos wurden so an Kinder verteilt. Mit diesem Riesen-Auftrag im Rücken konnten wir zudem insgesamt 120.000 Daumenkinos produzieren. „Die Höhle der Löwen” hat bei uns den Turbo gezündet!


TALKING HANDS

MITMACHEN!

Ihr wollt „talking hands” auch unterstützen? Hier findet ihr eine Liste von Kitas aus ganz Deutschland, die Interesse an den Daumenkinos haben. Ihr könnt sie kaufen und direkt an sie spenden. Das Starter-Set kostet 45 Euro, ein Set aus 100 Daumenkinos liegt bei 250 Euro.